Bilder einer launischen Schönheit

 

BAD WURZACH - Beim dritten Künstlergespräch in der Rheumaklinik war am Mittwochabend Wolfram Gimple zu Gast - der Fotograf der "Argen-Blicke".

Von unserer Redakteurin Sabine Centner

 

Seit dem Umbau im vergangenen Jahr ist die Waldburg-Zeil-Einrichtung nicht mehr nur Rheumaklinik, sondern pflegt auch künstlerische Ambitionen. Ständige Ausstellungen von Malern, Bildhauern und Fotografen aus der Region locken Publikum auch von "draußen" an. Bei den "Künstlergesprächen" dagegen ist man, ganz ungewollt, bislang weitgehend unter sich. "Es kommen leider so gut wie keine Wurzacher dazu", bedauern Iris Groß und Christopher Franken von der Klinikverwaltung. Und auch viele Patienten gingen abends lieber auf ein Bier in die Stadt, als sich mit Kunst zu beschäftigen.

Schade eigentlich. Denn so entging ihnen diesmal ein Mann, der seit sieben Jahren "fanatisch", wie er sagt, einem Motiv verfallen ist: der Argen. Jenem einzigen Gebirgsfluss in Baden-Württemberg, der 86 Kilometer zwischen Oberstaufen und dem Bodensee zurücklegt. Der sich aus zwei Quellen speist, der Oberen und der Unteren Argen, der in großen Abschnitten in ein künstliches Bett gezwängt wurde, sich nun aber mehr und mehr von seinen alten Freiheiten zurück erobert. Der seinen Namen nicht einem bisweilen unberechenbaren, argen Wesen verdankt, sondern dem ganz besonderen Silberglanz (lat. Argentum), der ihn charakterisiert und den Fotografen immer wieder vor arge Probleme stellt.

All dies erzählte Wolfram Gimple aus Tettnang, ehemals Lehrer und nunmehr vor allem eines: Hof-Fotograf der Argen. Seine Dias zeigten eine unberechenbare Schönheit, die mal träge glitzernd, mal wild aufschäumend, mal flaschengrün, dann wieder in moorigem Orange den Fotografen herausfordert. Zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter. Immer ohne Stativ, selbst bei Langzeitbelichtungen.

Gimple kennt jeden Nagelfluh- und Sandsteinbrocken im Flussbett, jeden Baum, der Halt am Ufer sucht und dann doch irgendwann einem reißenden Hochwasser zum Opfer fällt. Dann ist der Fotograf beleidigt mit seiner Argen, wie er sagt, "weil der Fluss sich selbst ruiniert und mir die schönsten Motive kaputt macht."

Andererseits sind Gimples "Fanatismus" so nicht nur faszinierende Bilder einer launischen Schönheit zu verdanken, sondern auch die akribische Dokumentation der ständigen Veränderung einer Flusslandschaft.

(Stand: 19.06.2003 22:46)