Wilde Argen, ruhige Argen, lichtdurchflutete, herbstlich bunte oder auch frosterstarrte Argen. "Argen-Blicke" so betitelt der Tettnanger Fotograf Wolfram Gimple seine Bildausstellung im Naturschutzzentrum Eriskirch. Als Hauptmotiv wählte er einen der letzten Wildflüsse in Baden-Württemberg. "Ein Stück urtümliche Wildnis nahe der eigenen Haustüre", charakterisierte Gerhard Kersting, Leiter des Naturschutzzentrums Eriskirch, den Fluss, der seit 1998 ein 23 Kilometer langes Naturschutzgebiet ist. Kersting eröffnete mit der Ausstellung am Freitagabend auch gleichzeitig die neue Saison im Naturschutzzentrum.

Sieben Jahre lang war Wolfram Gimple entlang der Argen unterwegs gewesen. Angeregt vom Kauf einer neuer Kamera, die "einen kräftigen Kreativitätsschub" mit sich brachte. Worauf es Gimple nicht ankam, war eine Dokumentation der Flußlandschaft. Er sieht seine Bildauswahl vielmehr als eine Interpretation zu deren motivlicher Vielfalt - ein impressionistisches Kaleidoskop.

Ein Fluss will fließen, und fließend flüssig arrangierte der bescheiden wirkende Tettnager das Argenwasser in seinem urtümlichen Umfeld. Langzeitbelichtungen als Gestaltungsmittel, transparentes Licht-Schatten-Spiel als Stilmittel in sorgsam ausgewählten Bildausschnitten.

Mit spielerischem Gespür für Stimmungen setzte er warm leuchtende Akzente in eisig verkrustete Tobel. Glitzernde Lichtinseln in der düsteren Klamm. Hier ein aufreizend buntes Blätterkollektiv im stillen Kehrwasser. Dort: Spiegelbilder, herbstlich vergoldet oder bläulich kristallisiert. Alles Wasser erscheint im atmosphärischen Fluss aus Farbe und Licht. Dynamik durch detaillierte Vordergründe, Spannung durch Kontraste, oft sehr harte Kontraste, dann wieder sanftmütige Lethargie im Neuschneepanorama. Winterstimmungen überwiegen in der Auswahl der 49 großformatigen Fotografien.

Tausende Stimmungen

Im Lauf der Jahre hat Gimple Tausende Bilder von Tausenden Stimmungen gesammelt. Den aktuellen Wasserstand über das Internet eingeholt machte er sich je nach Jahres- oder Tageszeit an geeigneten Locations auf die Suche nach einzigartigen Momentaufnahmen, nach stimmungsvollen Augenblicken, die er als "Argen-Blicke" fixierte. Dabei beschritt der Rentner einen derzeit eher seltenen Weg zur technischen Umsetzung. Die Aufnahmen, zunächst konventionell auf Kleinbild-Diafilm fotografiert, per Scanner digitalisiert, ließ Gimple die Bilddateien anschließend auf Fotopapier ausbelichten.

Die Ausstellung fand großes Interesse. Ebenso der anschießende Diavortrag Wolfram Gimples. Hier zeigten sich einzelne Bilder aus der Ausstellung in einer noch intensiveren Leuchtkraft.

Musikalisch begleitet wurde die Vernissage mit Gitarrenspiel von Patrick Wierer. Ein erster Überblick über die interessante Ausstellung ist im Internet unter www.argen-blicke.de auf Gimples Homepage möglich.

Peter Möbius